Ein Leben ohne Google…
Morgen, am 1. März 2012, treten die neuen Datenschutzbestimmungen für alle Google Dienste in Kraft. Durch diese neuen zentralen Datenschutzbestimmungen soll der „Wildwuchs“ zwischen den einzelnen Diensten gestutzt werden. Das gleiche „Datenschutzniveau“ soll künftig für alle Dienste gelten. Das alleine ist nicht verwerflich. Europäische Datenschützer laufen jedoch Sturm, weil Google gleichzeitig die Daten aller Dienste verknüpfen und daraus detaillierte Nutzerprofile generieren will. Die berechtigte Kritik hat der Kollege Stadler bereits vor einigen Wochen anschaulich zusammengestellt.
Google zeigt sich jedoch unbeeindruckt und spielt auf Zeit. Da Politik und Datenschützer sich die Zähne ausbeißen, ist der Internet-Nutzer auf sich alleine gestellt. Er hat die Wahl:
- Die Profilbildung und umfangreiche Datensammlung akzeptieren
- Seine Google Accounts bis heute „aufzuräumen“ etwa die Web-Historie oder bei Youtube oder
- Man löscht zusätzlich seinen gesamten Google Account
Ich habe mich heute für die dritte Alternative entschieden. Nicht weil ich in Google den großen übermächtigen „evil“ Feind sehe, sondern weil ich auch künftig Herr meiner personenbezogenen Daten bleiben will. So oder so eine Herausforderung. Gerade im Internet. Aber dazu am Ende mehr.
Ich war nie ein großer Nutzer der registrierungspflichtigen Google Dienste. Der GMail-Account war hauptsächliche Newsletter-Grab, Googles Geisterstadt+ hatte ich bereits vor einigen Tagen verlassen, da nach einer anfänglichen Neugier der Mehrwert eines zusätzlichen SocialMedia Accounts schnell verpufft war.
Google bietet alles in allem gute Produkte an, doch wen man mal anfängt sich das Google Dashboard genauer anzusehen, dann findet man viele Daten und Altlasten. Google hat ohne Zweifel bereits heute jede Menge personenbezogene Daten über mich. Aber will ich, dass Google all diese Daten, die teilweise bis 5-6 Jahre alt sind, zu einem Profil verknüpft und anhand dieser Daten Werbung und Suchergebnisse personalisiert? Gerade die mit Google+ eingeführte personalisierte Suche bietet dabei das Potential die Informationsfreiheit des Nutzers einzuschränken, wenn dies in einiger Zeit mal anhand des eigenen Profils erfolgen könnte… eine (für mich) beunruhigende Entwicklung.
Das große Problem bei der künftigen Datenhandhabe, bei der eh schwer überschaubaren Datenerhebung wird es wohl künftig noch viel schwieriger (etwa durch das Löschen von Altdaten) die Personalisierung zu beeinflussen oder gar abzuschalten. Das ist allerdings Voraussetzung dafür, dass ich als Nutzer, Herr meiner personenbezogenen Daten bleibe. Ich muss die Entscheidungsfreiheit haben, welche personenbezogenen Daten von mir, von wem, zu welchem Zweck und wie lange verwendet werden. Um Herr seiner Daten zu bleiben, sollte man sich zudem nicht in die (unfreiwillige) Abhängigkeit eines übermächtigen Diensteanbieters begeben. Googles Dienste sind gut, aber sie sind nicht unersetzbar. Die Entscheidung war daher schnell getroffen.
Ein Leben ohne Google? Bislang fühlt es sich gut an.
4 Kommentare
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Der Artikel ist gut, ich hab gleich mal +1 gegeben, ich hoffe, dass die weiteren Kommentatoren dann natürlich die Diskussion auch weiter auf Google+ führen werden.
Nice try. ;-)
Dann bin ich schon nicht mehr alleine damit, ich habe es vor einiger fast genau so gemacht, nur dass ich erst gar nicht mehr in Google+ eingetreten bin, weil Facebook schon eine Enttäuschung war.
Nachdem ich festgestellt habe, dass man gut ohne Facebook leben kann, viel es mir bei Google schon leichter, obwohl ich Google auch zur Arbeit brauche. Aber bisher ging das gut, wird sich zeigen ob es ab morgen noch geht.
Mein Konto dort ist jedenfalls gelöscht, die Daten vielleicht nicht, das weiß nur Google.
Ein Viertel der Haushalte in Deutschland haben bis dato keinen Internetanschluss. Und es geht auch. Keiner muss etwas nutzen, was Tante Google anbietet. Es wird aber so getan, als wäre dies alles ein Muss.